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Zum Problem des Solipsismus


Als (metaphysischer) Solipsismus wird in der Philosophie die These bezeichnet, dass nur das eigene Ich existiert, wobei Ausgangspunkt dieser Position die Auffassung ist, dass es für den menschlichen Geist unmöglich sei, irgendeine Form von Gewissheit über eine Realität außerhalb des eigenen Bewusstseins zu erlangen.
Solipsismus in konsequenter Form bedeutet die Vorstellung eines Individuums, das einzige wirklich existierende Subjekt bzw. das einzige existierende Ich im Universum zu sein, und alle anderen Menschen sind nur Vorstellungen, Träume oder Schatten. In einem umfassenden Sinn bedeutet Solipsismus, dass die ganze Welt und das ganze Sein sich in subjektiven Bewusstseinsinhalten erschöpfen. Wittgenstein und Russel waren Vertreter dieser Gedankenrichtung.
Anmerkung:
Dieser Artikel beschäftigt sich ausschließlich mit dem metaphysischen Solipsismus: Nur das eigene Ich existiert. Nichts außerhalb des eigenen Bewusstseins existiert, auch kein anderes Bewusstsein. Andere Deutungen, wie z. B. der methodologische, der ethische oder epistemologische Solipsismus werden hier nicht diskutiert.

Ein Essay


Die meisten Menschen die solche Sätze das erste Mal lesen, fragen sich mit Sicherheit: Wie kann das sein? Ich gehe doch mit meinen Mitmenschen arbeiten, ich esse und unterhalte mich jeden Tag mit ihnen. Ich wachse mit Menschen auf und eines Tages werden sie sterben genauso wie ich. Wer stellt solche Behauptungen auf?

Ganz klar: Wir Menschen haben uns unsere Kultur, unser Zusammenleben und unsere Kommunikation gemeinsam geschaffen. Wir sind voneinander Abhängig. Ohne unsere Mitmenschen würden wir gar nicht existieren.

In der Mathematik zum Beispiel steht und fällt jede Schlussfolgerung in Abhängigkeit ihres Beweises, sieht man von den bekannten Axiomen ab. Ein logischer Schritt baut auf den vorhergehenden auf. Fällt der erste, ist auch der zweite hinfällig usw. bis hinauf zur Lösung.

Mit anderen Worten: Unsere Existenz würde wie ein Kartenhaus zusammenfallen, wenn wir keine Möglichkeit mehr hätten, unser Leben auf beweisbare Grundlagen zu stellen. Wir kommunizieren regelmäßig mittels unserer Sinnesorgane mit anderen Menschen und beweisen uns damit gegenseitig unsere Existenz.

Bei näherer Betrachtung und ergibt sich ein differenziertes Bild, bezüglich des Vorhandenseins andere Individuen.

Ein Beispiel wird uns helfen, die These des Solipsismus zu verstehen:
Wir alle haben schon mindestens einmal geträumt und dabei bestimmt nicht daran gedacht, dass wir schlafen. Eine bestimmte Sequenz wird geträumt, eine gelebte Handlung unserer Wirklichkeit wird wiedergegeben.

Auf der anderen Seite haben wir im Wachzustand laufend Erlebnisse, von denen wir gewiss nicht sagen, dass wir gerade träumen.

Beides, Wachzustand und Traum erleben wir getrennt. Können wir aber Objektiv sagen, träumen wir gerade, oder sind wir jetzt im Wachzustand? Sind unsere Träume in Wahrheit Realitäten oder die Realitäten in Wahrheit unsere Träume? Da ist er schon, der erste Widerspruch. Sind wir allein außerhalb der Realität, oder sind andere Menschen nur Vorstellungen oder Träume in unserer Einbildung? Beweisen können wir das nicht, da wir dazu nur unsere subjektiven Wahrnehmungen benutzen können. Es gibt keine objektive Instanz die uns erklärt, dass noch andere Individuen existieren.

Wenn große Denker wie Wittgenstein oder Russel sich damit in ihren Schriften auseinandersetzen, dann muss diese These ernst genommen werden.

Kritik:
Sie kommt natürlich in erster Linie aus dem eigenen Lager, der Philosophie.

Dazu gehören unter anderem, Sartre und Camus. Auch von Wittgenstein selbst, der sich kritisch mit der These des Solipsismus beschäftigt hat, ohne Stellung zu beziehen, kann man nicht behaupten, dass er ein Anhänger dieser Lehre ist. (Hierzu ist viel geschrieben, aber nichts ist schlüssig beurteilt worden.)

Kritik am Solipsismus in vielfältiger Art, gibt es auch außerhalb der theoretischen Phiosphie: Im Alltagsdenken.

  • So kann ich für mich behaupten: "So etwas Schönes wie z.B. die Musik von Bach kann ich nicht selbst komponieren. Sie muss jemand anders geschrieben haben. Folglich bin ich nicht allein im Universum."
  • Löst der Solipsismus irgendein Problem? Unter Menschen so wie du und ich, dürfte der Standpunkt keine Anhänger gewinnen können. Er löst keine Probleme, sondern er schafft welche.
  • Derjenige hat es einfacher, der an eine objektive Wirklichkeit glaubt, statt an eine geträumte objektive Wirklichkeit. Warum soll er umständlich an eine geträumte Wirklichkeit glauben, wo er doch eine objektive Wirklichkeit erlebt, die er gerade doch durch sein Bekenntnis zum Solipsismus in Frage stellt?
  • Stillschweigend gehen alle Kritiker und Befürworter des Solipsismus von dem Bewusstsein eines erwachsenen Menschen aus. Gehen wir an den Anfang des Menschwerdens zurück, gilt: Zur Geburt eines Menschen ist notwendigerweise ein (weibliches) Individuum notwendig. Ergo kann man die Existenz zu mindestens eines anderen Menschen nicht verleugnen. Oder bilde ich mir meine eigene Geburt selbst ein?
  • Ein Baby kann ohne Mutter nicht alleine leben. Ist diese Mutter nun real oder nicht?
  • Zuletzt kann ich auch etwas dazu beitragen: Wenn Sie dieses Essay lesen, dann nicht, weil ich es geschrieben habe, sondern weil sie sich einbilden, sie sei etwas von Ihnen unabhängig Existierendes, während sie in Wahrheit nur ein Produkt ihres Bewusstseins darstellt.

Solipsismus heute:
Er lässt sich weder beweisen noch wiederlegen. Das Problem des Solipsismus ist nicht, ob er wahr ist – alle stimmen darin überein, dass es nicht der Fall ist -, sondern vielmehr ob wir beweisen können, dass er falsch ist.
Er wurde auch nicht offiziell beiseitegelegt, sondern verschwand einfach aus der Diskussion, möglicherweise weil er nicht mehr zeitgemäß war - ähnlich wie alle anderen Gottesbeweise. Es ist wohl falsch, wenn man glaubt, dass da irgendwer oder irgendeine Organisation einfach etwas beiseitelegen kann.