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Ein etwas skurriler Einakter


Wir befinden uns im Jahr 1865. Die konföderierten Staaten haben den Sezessionskrieg gegen die Nordstaaten verloren und mussten sich verpflichten alle Sklaven ihre Freiheit zu geben. Es ist Donnerstag, der 1. Juni 8 Uhr Abends. Unsere Geschichte spielt auf dem Raddampfer "Belle of Louisville".

Auf dem Mitteldeck im großen Salon sind alle Passagiere und der Kapitän versammelt. Die Crew hat Tische und Stühle so gruppiert, dass es wie eine Theaterveranstaltung wirkt, was im Grunde genommen ja auch gleich passieren wird. Wegen der sommerlichen Temperaturen sind alle Fenster geöffnet. Alle Lampen sind angezündet. Das Mondlicht, das durch die offenen Fenster scheint, unterstreicht noch die Szene. Alle sind erwartungsvoll und gespannt auf die kommende Aufführung.

Auftritt Fav. Ein Schwarzer, etwa 1.90 Meter groß. Er ist wie ein Sklave gekleidet, lange Hose, Hosenträger, zerschlissenes Hemd, Sandalen und Ketten an den Füßen. Trommelwirbel. Fav schlurft wegen der Ketten zur Mitte der Kulisse und setzt sich auf den Boden.

Auftritt Qax und Cevi. Beide kleinwüchsig, etwa 1,20 Meter groß. Gekleidet wie Plantagenbesitzer. Breit-krempige Hüte, Baumwollanzüge, schwarze Schuhe mit Gamaschen. Qax hat ein Banjo und Cevi eine Trompete. Sie spielen eine Art Jazz.

Ah, da ist er ja. Wir haben dich gesucht.

Schön das du da bist, wir haben eine Überraschung für dich.
(Spielt eine Melodie auf seinem Banjo.)

Was wird das schon sein, Mister? Doppelte Arbeit? Noch mehr Peitschenhiebe? Ich habe gehört, das soll sich bald ändern.

Ja, bald, aber wenn du willst, kannst du jetzt schon deine Freiheit haben und gehen wohin du willst.

Schade, wir haben in der Vergangenheit gut zusammengearbeitet.
(Lacht und trompetet dann eine kurze Tonfolge.) Also wenn du willst, wir haben uns was Schönes ausgedacht.

(Ungläubig) Ach, da bin ich aber neugierig.

Pass auf, wenn du für uns tanzt bist frei. Du kannst doch tanzen?
(Beide spielen eine kurze Melodie auf ihren Instrumenten.)
(Zum Publikum) Wir sind gespannt, ob er das macht. Wir müssten ihn eigentlich sofort freilassen, da der Sezessionskrieg vorbei ist. Aber erst wollen wir unseren Spaß haben. Sie aber sicher doch auch, verehrte Zuschauer.

(Pfiffe und Beifall, vereinzelt Protestrufe.)

(Überlegt...) Tanzen? Was meint ihr damit? Ihr macht Musik und ich soll tanzen?

Genau, danach kannst du gehen, wohin du willst.

Ich habe aber Fußfesseln. Wie soll das gehen?
(Bewegt die Beine. Die Ketten klirren.)

Das ist ja das Schöne, du kannst dich in die Freiheit tanzen.
Es wird nicht lange dauern. (Beide spielen eine Melodie um FAV aufzufordern.)

(Nach einiger Überlegung).... Ok, ich mach es
(Steht auf und sieht sich erwartungsvoll um.)
(Zum Publikum) Die beiden werden sich wundern, wie ich tanzen kann.

(Pfiffe und Beifall, vereinzelt Protestrufe.)

Na los!
(Banjo und Trompete spielen laut die Nationalhymne der Konföderierten von George Henry Miles ,alias Ernest Halphin: "God Save the South")

(Bewegt sich langsam im Rhythmus der Melodie. Ketten klirren.)

(Pfiffe und Beifall, vereinzelt Protestrufe.)

(Zum Publikum) Na bitte, was haben wir gesagt, der macht alles, damit er freikommt. Sklaven sind für uns nur Material, das wir in Plantagen einsetzen. Leider haben wir den Krieg verloren, aber wir werden Mittel und Wege finden, damit auch in Zukunft unser Einkommen gesichert ist.

(Pfiffe und Beifall, Protestrufe werden immer lauter. Tumult kommt auf.)

Qax und Cevi spielen weiter bis der Lärm der Zuschauer die Musik übertönt. Dann setzt die Musik aus. Fav hört auf zu tanzen und dreht sich erwartungsvoll zu den beiden Zwergen hin.

(Beruhigt sich)

Was ist jetzt? (Bewegt die Beine, so dass die Ketten klirren.)

(Zu Qax) Ja, was ist jetzt? Sollen wir ihn freilassen?

(Zu Cevi) Hm, er sollte noch eine Runde drehen, diesmal aber schneller. OK?

(Zu Qax) OK, so machen wir's. (Beide spielen wieder die Hymne, diesmal aber in schnellerem Tempo.)

(Tanzt einige Takte, fällt hin. Steht auf, tanzt weiter und fällt wieder hin. Musik setzt aus.)

(Pfiffe und Beifall, vereinzelt Protestrufe.)

Es geht nicht! Die Musik ist zu schnell. (Zeigt auf seine Fußfesseln, hebt die Beine, die Ketten klirren.)

Was heißt, es geht nicht. Du willst doch frei sein.

Ich sagte doch, es geht nicht! Die Musik ist zu schnell. (Zeigt nochmal auf seine Fußfesseln.)

(Zu Qax) Er kann nicht tanzen, wir sind ihm zu schnell. (Lacht hämisch)

(Zu Cevi) Dann muss er wohl unser Sklave bleiben. (Lacht hämisch)

(Buh- und Beifalls-Rufe.)

Qax und Cevi spielen weiter bis der Lärm der Zuschauer die Musik übertönt. Sie laufen in Richtung Ausgang. Fav ruft die beiden zurück. Die Musik setzt aus.

Ich mache euch einen Vorschlag.

Qax und Cevi: (Gleichzeitig.) Da sind wir aber neugierig. (Beide lachen.)

Also, ich habe mir folgendes überlegt: Ihr zeigt mir wie man bei schneller Musik tanzen kann und ich werde für immer euer Sklave sein. (Macht tänzelnde Bewegungen.)

(Sieht Qax an) Was meint er damit? (Zuckt mit den Schultern.)

(Zu Cevi) Was wohl? Aber jetzt mal ehrlich, wir hätten für immer einen Sklaven der alles für uns macht und könnten in Zukunft ein faules Leben führen.

Du hast recht Cevi, wir tanzen ein paar Takte, dann behalten wir den Fav. (Zum Publikum) Das hättet ihr nicht erwartet, liebes Publikum

("Ja" ... "Nein"... Johlt)

Qax und Cevi laufen zu Fav und geben ihm Banjo und Trompete. Dann stellen sie sich in Position.

Moment, so nicht. Ihr müsst euch die Kette anlegen. Ihr müsst das genauso machen wie ich. (Deutet auf seine Füße.)

(Pfiffe, Beifall, Lachen und vereinzeltes Klatschen.)

Qax und Cevi sehen sich an. Beide wissen nicht was sie machen sollen. Die Aussicht, einen Sklaven für immer zu haben oder die Erniedrigung vor einem schwarzen Sklaven zu tanzen. Qax und Cevi flüstern und diskutieren. Fav spielt auf der Trompete eine leise Melodie. Schließlich haben beide einen Entschluss gefasst.

(Zum Publikum.) Hallo Leute, das hab' ich mir gedacht. Die Zwei können den Bauch nicht voll genug kriegen. Ich verwette meine Freiheit oder das was davon übrig ist, dass die Zwei mitmachen. (Spielt auf dem Banjo.)

(Wartet voller Spannung auf eine Entscheidung.)

Ok, wir machen es.

Ok, wir machen es.

Fav löst seine Fußketten und legt sie Qax an das rechte Bein und Cevi an das Linke. Beide stellen sich in Position.

Auf geht's!
Spielt mit der Trompete laut die Nationalhymne der Union: "The Battle Hymn of the Republic" von der Sklaverei Gegnerin Julisa Howe. Qax und Cevi beginnen unbeholfen zu tanzen und behindern sich gegenseitig wegen der Kette an den Füßen.

(Pfiffe, Beifall, Lachen und vereinzeltes Klatschen.)

(Laut.) Weiter, weiter!

Qax und Cevi tanzen weiter. Beide 1,20 Meter groß, gekleidet wie Plantagenbesitzer, angekettet an den Füßen tanzen vor einem schwarzer Sklaven 1,80 Meter groß. Es sieht lustig und gleichzeitig tragisch aus. Das Publikum wird unruhig. Fav spielt schneller. Qax und Cevi fallen hin. Stehen auf und taumeln auf der Stelle. Schließlich bleiben sie stehen.

(Hört auf zu spielen. Ruhe im Saal.) So liebes Publikum, die Show ist zu Ende. Ich hoffe es hat euch gefallen.

(Pfiffe, Beifall, Lachen, Bravo-Rufe, Buh-Rufe)

Fav löst die Fußfessel von Qax und Cevi und nimmt nimmt die beiden auf die rechte und linke Schulter. Diese spielen auf ihren Instrumenten eine Art Jazz. Fav tanzt rhythmisch zum Takt und bewegt sich zum Ausgang.

(Abklingende Pfiffe, Beifall, Lachen, Bravo-Rufe, Buh-Rufe zum Abschied)